Abschluss des Projekts DigiCampus.SH

Beschreibung

Im Zuge des Projekts DigiCampus.SH (April 2022 bis Dezember 2023) entwickelten Nachwuchsmusiker*innen der Begabtenförderprogramme des Landes (Studienvorbereitende Ausbildung des Landesverbandes der Musikschulen, Landesjungendensembles des Landesmusikrats, Jungstudierendenprogramm ISMA der Musikhochschule Lübeck, Kursprogramm musiktutor*innen sh des Nordkollegs Rendsburg) sowie ausgewählte Schüler*innen der öffentlichen Musikschulen ihre eigene digitale Plattform.

Im Anschluss wurde die partizipativ konzipierte Plattform professionell konstruiert, gelauncht, erprobt und zum Projektabschluss im Rahmen eines Workshopformats reflektiert. Auch in diesen Phasen wurde das Projekt seinem partizipativen Charakter gerecht, indem eine stete Rückkopplung mit Vertreter*innen aus der Zielgruppe der begabten Nachwuchsmusiker*innen stattfand.

Das Projekt wurde vom Landesverband der Musikschulen SH (LVdM) in Kooperation mit dem Landesmusikrat SH (LMR), dem Nordkolleg Rendsburg (NKR) und der Musikhochschule Lübeck (MHL) im Rahmen des Kompetenzzentrums für musikalische Bildung SH (KMB.SH) durchgeführt. Die Peter Petersen Stiftung, das Kulturministerium SH und das KMB.SH förderten das Projekt finanziell.

Die Projektleitung lag bei Matthias Edeler (Bildungsreferent beim LVdM) – als Prozessbegleiter konnte Prof. Dr. Stephan Raimer (Professor für Digitale Transformation an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung SH gewonnen werden).  

DigiCampus.SH verstand sich als Auftakt der Entwicklung einer umfassenden Digitalisierungsstrategie im Rahmen des KMB.SH – die Skalierbarkeit der Methoden, Inhalte und Ergebnisse des Projekts wurde von vornherein mitgedacht, sodass langfristig weitere musikalische Zielgruppen von den Erkenntnissen profitieren werden. Ebenso ist eine Öffnung und/oder Weiterentwicklung der im Rahmen des Projekts entstandenen Plattform für weitere musikalische Zielgruppen denkbar.  

Workshopphase (Juni-September 2022)

Nachdem im April und Mai 2022 die Projektteilnehmenden und das Expert*innenteam akquiriert worden waren, startete im Juni 2022 die Workshopphase.  

Im Zentrum des partizipativ angelegten Design-Thinking-Prozesses der Workshopphase des Projekts standen die spezifischen musikalischen bzw. musikpädagogischen Problemstellungen und Bedarfe der teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Insgesamt nahmen elf Jugendliche und junge Erwachsene aus der Studienvorbereitenden Ausbildung des LVdM, dem LandesJugendOrchester des LMR, dem Kurs musiktutor*innen des NKR sowie dem Jungstudierendenprogramm ISMA der MHL an den Workshops teil.

Unterstützt wurden die jungen Musiker*innen dabei durch ein Team von Expert*innen aus den Bereichen Digitale Transformation, IT, Partizipation, digitale Musiktechnologien, digital unterstützte Musikpädagogik sowie musikpädagogische Praxis.

Im Einzelnen waren dies:

  • Prozessbegleitung, Workshopmoderation & Experte Digitale Transformation: Prof. Dr. Stephan Raimer – Professor für Digitale Transformation an der FHVD
  • Expertin Partizipation: Cosima Dinner – Sozial- und Kulturwissenschaftlerin sowie Fachreferentin Musik am Nordkolleg Rendsburg
  • Experte IT: Simon Kempendorf – Web- und Backendentwickler sowie Geschäftsführer von TICE.software
  • Experte digitale Musiktechnologien & digital unterstützte Musikpädagogik: Matthias Krebs – Musik- und Medienpädagoge, Musiker und Leiter der Forschungsstelle Appmusik der UdK Berlin
  • Experte musikpädagogische Praxis: Oliver Rutz – Musiker und Klavier- und Keyboardlehrer an der Musikschule Neumünster

Die dreieinhalbtägige Workshopphase fand am 25. Juni sowie am 09. bis 11. September 2022 im Nordkolleg Rendsburg statt.

Im Rahmen der Workshopformate formulierten die jungen Musiktalente akute Problemstellungen in ihrem musikalischen Alltag und führten sie – da, wo es Sinn ergab und technisch umsetzbar erschien – digitalen Lösungen zu. Die Expert*innen begleiteten die jungen Musiker*innen in diesem Konzeptionsprozess.

Während beim Kick-off-Workshop im Juni 2022 der Problemraum weit geöffnet worden war, wurde dieser zu Beginn des Septemberwochenendes zunehmend priorisiert und verengt, sodass am Ende mit den beiden Themen "Kommunikation/Vernetzung" und "Übe-Feedback" zwei Problembereiche fokussiert werden konnten. Dann ging es ab Samstagnachmittag daran, den Lösungsraum für diese beiden Problemstellungen auszuleuchten. Auch hier folgte nach der Öffnung des Lösungsraums eine zunehmende Verengung und Priorisierung, die Sonntagvormittag abgeschlossen wurde. Anschließend wurde es ganz konkret: Am Sonntagnachmittag bauten die jungen Musiktalente in zwei Gruppen Papierprototypen konkreter problemlösender Applikationen. Anschließend testeten Proband*innen aus der jeweils anderen Gruppe die Prototypen und gaben Feedback aus User*innen-Sicht. Am Ende des Workshopwochenendes standen dann zwei konkrete Software-Konzepte als digitale Lösungen der beiden priorisierten Problemstellungen: "MUVE - MUsiker*innen VErnetzen" für die Lösung des Kommunikations- bzw. Vernetzungs-Problems und "R2M – Response2Music" für die Lösung des Übe-Feedback-Problems.

Einen Einblick in die Workshopphase vermittelt auch der folgende Imagefilm:

Angebotssondierung & Systementscheidung (Oktober 2022-Februar 2023)

Im Anschluss an den beschriebenen Workshopprozess wurde im Winter 2022/23 unter Beteiligung der jungen Musiker*innen zunächst entschieden, welche der beiden Ideen weiterverfolgt werden sollte, wobei die Entscheidung auf MUVE fiel (Gründe: technische Machbarkeit; MUVE-Plattform könnte perspektivisch auch weitere Funktionen wie z.B. R2M integrieren). Anschließend wurden Softwarelösungen für den Plattformbau recherchiert und sukzessive abgeschichtet (professionell beraten durch die Firma TICE.software). Am Ende fiel die Entscheidung der Jugendlichen auf WECHANGE – die von WECHANGE angebotenen Plattformlösungen konnten die Nachwuchsmusiker*innen sowohl inhaltlich & technisch als auch hinsichtlich ihres sozial und ökologisch nachhaltigen Anspruchs überzeugen.

Plattformbau (März-August 2023)

Im März 2023 wurde WECHANGE mit dem Bau der Plattform unter Berücksichtigung der partizipativen Projekt-DNA beauftragt.

Am 02. Mai 2023 fand ein halbtägiger Online-Anforderungsworkshop (via Videokonferenz und Online-Co-Working-Tool) mit der Firma WECHANGE statt, welcher als inhaltliche Scharnierstelle zwischen dem Design-Thinking-Prozess und dem nun beginnenden Plattformbau diente. An dem Workshop nahmen neben zwei Entwickler*innen von WECHANGE, Prozessbegleiter Stephan Raimer und Projektleiter Matthias Edeler auch drei Teilnehmer*innen aus der Workshopphase teil, da dem partizipativen Projektanspruch über den gesamten Projektverlauf entsprochen werden sollte. Im Rahmen des Workshops wurden die inhaltlichen & strukturellen Maßgaben des Papierprototypen von MUVE in das digitale Toolset von WECHANGE übersetzt. Folgende Aspekte wurden dabei berücksichtigt: Mission Statement, Stakeholder, Personas & User Stories, Kommunikation, Plattform-Gestaltung.

Im Anschluss an den Workshop wurde die Plattform durch die Entwickler von WECHANGE konstruiert und konnte Ende August 2023 abgenommen sowie Anfang September gelauncht werden.

Onboarding- und Erprobungsphase / Anwenderschulungen (September-November 2023)  

Im September 2023 begann die Onboarding- und Erprobungsphase der Vernetzungs-Plattform MUVE, welche durch regelmäßige Online-Anwenderschulungen flankiert wurde.

MUVE wurde grundsätzlich als ein geschlossenes Portal konzipiert und dient in erster Linie der Vernetzung von jungen Nachwuchsmusiker*innen untereinander. Die Plattform bietet ihnen einen geschützten Rahmen für ihren Austausch. Um jedoch auch die Vernetzung von anderen Akteur*innen und Institutionen (z.B. Lehrkräfte, Einrichtungen der musikalischen Bildung, Festivals, Veranstalter*innen o.Ä.) mit MUVE und den jungen Menschen dort zu ermöglichen, können über ein Online-Formular Zugangsanfragen gestellt werden.

Die Plattform ist grundlegend geographisch strukturiert: Personen, Gruppen, Projekte, Veranstaltungen und Ideen können auf einer Landkarte verortet werden und sich dort untereinander gezielt (anhand einer musikspezifischen Verschlagwortung) finden und vernetzen. In die Plattform sind diverse Co-Working-Tools integriert (u.a. Videokonferenz, Chat, Kalender, Umfragen, Dateiablage uvm.). Weiterhin konnte über KMB.SH-Mittel ein direkter und für die Plattform-Nutzer*innen kostenfreier Zugang zur digitalen Notenbibliothek nkoda ergänzt werden.  

Die jungen Musiker*innen der Begabtenförderprogramme des Landes wurden in einem strukturierten Verfahren ongeboardet, sodass die Plattform im Laufe der Onboarding- und Erprobungsphase ca. 120 Registrierungen verzeichnen konnte. Das Onboarding wurde durch insgesamt 5 Online-Anwenderschulungen flankiert, darunter eine spezielle Schulung für Institutionen.

Plattform-Link: https://muve.sh/

Reflexion, Projektabschluss (Dezember 2023)

Das Projekt endete mit einem Online-Reflexionsworkshop, an welchem neben einem Entwickler von WECHANGE und Projektleiter Matthias Edeler auch zwei jugendliche Nutzer*innen der Plattform teilnahmen. Der Workshop ergab, dass es mit MUVE gelungen ist, eine überzeugende Plattform-Lösung zur Vernetzung junger Musiker*innen zu entwickeln. Dafür sprechen insbesondere die ersten eigeninitiativ entstandenen Gruppen und Projekte auf der Plattform. Entwicklungsbereiche wurden insbesondere in der Anwendbarkeit auf mobilen Endgeräten identifiziert. Zwar verfügt die Plattform über ein Responsive Design, langfristig wäre aber eine echte MUVE-App wünschenswert. Außerdem unterstrichen die beiden jugendlichen Teilnehmer*innen des Reflexionsworkshops, dass sie sich eine strukturierte Nutzung der Plattform für die Organisation der landesweiten, musikalischen Begabtenförderprogramme sehr gut vorstellen könnten. Eine solche institutionelle Nutzung von MUVE würde dann auch eine stärkere Einbindung der Plattform in den privaten Musikalltag der Jugendlichen befördern.

Während das Projekt DigiCampus.SH am 31. Dezember 2023 endete, hat es mit der Plattform MUVE ein langfristig bleibendes, nachhaltig überzeugendes und weiterentwicklungswürdiges Ergebnis hinterlassen.

Ausblick

Die beiden genannten Empfehlungen aus dem Reflexionsworkshop (Entwicklung einer MUVE-App sowie verstärkte institutionelle Nutzung im Rahmen der Organisation der musikalischen Begabtenförderung) sollen zeitnah aufgenommen werden. Für die Entwicklung einer App muss allerdings zunächst die finanzielle Machbarkeit geprüft werden. Ein erster strukturierter Einsatz der Plattform im Rahmen einer Nachwuchsfördermaßnahme wurde bereits durch LVdM und NKR im Rahmen des Kulturmanagementkurses T.ree.SH initiiert – weitere Schritte in diese Richtung sollen zeitnah folgen.

Darüber hinaus soll die Plattform – nach Abschluss des Projekts DigiCampus.SH, welches als Pilotprojekt die Zielgruppe der musikalisch begabten Jugendlichen und jungen Erwachsenen fokussierte – nun auch zunehmend für weitere musikalische Zielgruppen geöffnet werden. So organisiert bereits eine schleswig-holsteinische Musikschule die Kommunikation mit und im Kollegium über MUVE.

Die Finanzierung der laufenden Kosten der Plattform ist noch bis Ende des Jahres 2024 gesichert. Im Anschluss sollte bestenfalls eine langfristige Finanzierung aus Mitteln des Landes SH erfolgen.

Ansprechperson

Matthias Edeler

04331 – 148 649

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